Was will mir mein Papagei damit sagen?

Verhalten von Langflügelpapageien- eine Übersetzungshilfe

Halter von Langflügelpapageien fragen immer wieder, woran kann ich erkennen, dass mein Vogel droht…. oder dass er sich wohl fühlt, ……Gerade für das Zusammenleben mit diesen sehr intelligenten Tieren, ist es wichtig, sie auch zu verstehen.
Verhaltensweisen zu übersetzen ist nicht einfach, denn manchmal liegt Freude und Erregung sehr eng zusammen, kann aber verschiedenes auslösen.
Hier nun mal einige Beschreibungen von Verhaltensweisen:

Knurren = Angst, Ärger.

Klopfen auf Stange usw = Alles meins, wehe Du nimmst was weg! oder einfach Imponiergehabe.

Vogel wird ganz schlank = meist ein Zeichen für Angst

Pupillen verengen und weiten sich schnell abwechselnd = Vogel ist sehr erregt, es kann schnell zu einem Schnabelhieb kommen

Federn aufstellen, am Kopf oder am ganzen Körper = Drohhaltung, ich bin ganz groß hau bloss ab. Steigerung, das Abstellen der Flügel
Flügel leicht anheben und schnell wieder anlegen, meist ist hierbei ein kleiner Klaps zu hören = Vorsich geboten, Imponiergehabe und oft zur Revierverteidigung benutzt, hierbei können Vögel schnell zubeissen
Flügel hängen lassen = gehört zum Balzverhalten können aber auch Unsicherheit ausdürcken
Futter hochwürgen = Balzverhalten, Partnerfütterung festigt die Paarbindung
Schnabel schnell auf und zu machen = Begrüßung von anderen Langflügeler, die aber nicht immer nur freundlich zu deuten ist.
auf der Stange hin und her tigern = das ist mein Revier, wehe Du kommst zu nah
aufgeplustert dasitzen über längere Zeit = krank
aufgeplustert und mit Schnabel knirschen: = Entspannung und Wohlbefinden
sich putzen = kann eine Übersprungshandlung sein wenn der Vogel nervös ist.
sich kratzen = kann ebenfalls eine Übersprungshandlung sein.
Kopf auf die Sitzgelegenheit absenken = gerhört eben falls zu den Revierritualen
Steigerung des Vorherigen, mit dem abgesenkten Kopf auf der Stange laufen: = Das Revier gehört mir.

Ist Erziehung bei der Papageienhaltung wichtig?

Immer wieder ist dies ein Thema in der Tier- und auch in der Papageienhaltung.
Erziehung wird oft gleichgesetzt mit Strafe, Bestrafung, Um es vorweg gleich klar zu machen, Strafen wie Futterentzug, Schläge, … sind auf jeden Fall abzulehnen.

Clickertraining wird oft als Lösung aller Probleme angegeben, hierbei wird durcheinen Clicker und Belohnung den Tieren ein bestimmtes Verhalten “gelernt”. Viele Tierfilmschulen und auch im Zirkus wird es eingesetzt.

Mirko

Für mich kann es ein Weg sein, Tier mit Belohnung zu etwas zu bekommen, aber ich möchte nicht, dass sie irgendwelche “Kunststücke” lernen.
Viele Tiere haben Freude am Lernen und lieben die Clickerstunden mit den Haltern, ich denke aber, dass sie genau so viel Freude daran haben, wenn der Halter sich im Freiflug intensiv mit ihnen abgibt.
Natürliche Verhaltensweisen wie z.B. oben beschrieben sind für mich wichtig und sollten auch für den Vogel erhalten bleiben.
Clickertraining ok, aber nicht extrem. Ich verwende diese Lernmethode bei meinen Vögeln nicht.

Erziehung ist für mich und viele andere auf drei Grundpfeiler aufgebaut:

A) Konsequenz
B) Ruhe
C) viel Geduld beim Üben
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Aber warum ist Erziehung überhaupt notwendig?
Papageien sind soziale Tiere, die im Umgang mit ihren Sozialpartner Verhaltensweisen erlernen müssen.

Rotbauch- Mohrenkopf und Goldbugpapagei in Kommunikation.

Eltern zeigen ihnen Fressplätze, Verhalten bei Feinden, Paarverhalten, …..
hierbei sind sie manchmal recht ruppig, klar, denn es kann das Leben des Jungvogels davon abhängen, wie schnell landet er sonst in den Fängen eines Greifvogels oder Raubtieres.
Vieles andere wird von den Tieren im Schwarm gelernt umso den Fortbestand der Art sicherzustellen und das Miteinander zu regeln. Es wäre zu Kräfte zehrend, wenn täglich die Fronten zwischen den einzelnen Vögeln neu geklärt werden müssten und Zeit für wichtigeres wie Futter und Wassersuche wäre beschnitten. Gerade Verhaltensweisen der Wildvögel sollten uns bei der Erziehung unserer Vögel ein Vorbild sein.

Wie sie es nun bei unseren Heimvögeln aus?
Sie sind entweder Wildfänge, die von Tierfängern in den Heimatländern gefangen werden und zu uns kommen. Meist haben diese Tiere eine große Fluchtdistanz. Es ergeht an dieser Stelle die Bitte, kaufen sie keine aus der Natur entnommenen Vögel, sie haben meist einen sehr strapaziösen Weg hinter sich, den einige nicht überleben. Es gibt ausreichend Züchter, dort können entweder Naturbruten oder Handaufzuchten erworben werden.
Was es mit diesen Beiden Aufzuchtmethoden auf sich hat, kann auf entsprechender Seite nachgelesen werden, bitte einfach dem Link folgen.

Grüner Kongo

Egal woher der Vogel kommt, was man von ihm weiß, wie er geprägt wurde,….. er ist jetzt beim Menschen und soll dort mit seiner “Mitwelt” sein weiteres Leben verbringen.
Diese Mitwelt kann sich gestalten für den Vogel als :
-Volierenvogel im Garten, zahm oder nicht.
– Heimvogel mit Partner, der viel Freiflug erhalten sollte und am Familienleben teilnimmt. Meist sind diese Vögel zahm.
-Käfigvogel, der nicht viel Kontakt zur Familie hält und nicht zahm ist.

Grundsätzlich müssen die Papageien als Paar gehalten werden. Ausnahmen können aus verschiedenen Gründen notwendig werden.


Lebt der Vogel als Volierenvogel, sind es meist seine Mitinsassen, die sich gegenseitig erziehen. Hier ist der Kontakt zum Menschen und seiner Familie zweitrangig. Erziehung vom Menschen her ist eher nicht notwendig.

Ist der Vogel ein Mitglied im Haushalt sieht es anders aus.

Kletterbaum für den Freiflug

Es muss klar sein, was möglich ist und was nicht.
Der Haushalt sollte möglichst vogelgerecht gestaltet sein. ( Schutz vor Kabel, heissen Ofenrohren, …….) Dies ist aus unserer Sicht Pflicht für jeden Vogelhalter.
Des weiteren sollte der Vogel auch “sein Reich” haben, meist Käfig oder Zimmervoliere, dort ist er der Boss. Menschen sollte ihm dieses Rückzugsgebiet zugestehen und es auch achten. In Situationen die den Vogel ängstigen kann dies dann ein Ort der Sicherheit für den Vogel sein. Auch sollte man sich seine natürlichen Warnschreie und Pfiffe als Verhaltensmuster zum Vorbild nehmen.
Hierbei sollten die Mindestanforderungen für die Käfiggrößen beachtet werden. Vögel fühlen sich in den passend eingerichteten Vogelheimen sicher und geborgen und dies ist wichtig.
Des weiteren sollten sich der Tierhalter und der Vogel verständigen können. Das heisst, die Körpersprache des Tieres sollte versucht werden zu verstehen, andererseits muss auch das Tier lernen, was es z.B. darf oder nicht. Man könnte auch schreiben, was möglich ist und was nicht.
Vögel, die dies nicht lernen, werden leider oft zu Problemvögeln und landen als Wandervögel bei mehreren Haltern. Oft verstärkt dies dann Unsicherheit und Angst der Vögel…. sie werden aggressiv, beissen viel und es geht weiter zum nächsten Halter……….
Wichtig ist, dass man von Anfang an darauf achtet, dass sie nicht nur einen Menschen akzeptieren, sondern sich zumindest auch von anderen auf die Hand nehmen lassen.
Sonst kann es zu Problemen beim Ausfall der Bezugsperson führen.
Unterstützende “Befehle” wie z.B. AUF, AB, können hier für beide Seiten klärend und hilfreich sein.
Käfigvögel, die sind oft schon Produkte falscher Haltung, weil sie nicht zahm sind, traut sich oft der Halter nicht ihnen Freiflug zu gewähren.
Eine solche Haltung ist aber aus der Sicht des Tierschutzes total abzulehen, denn für die Gesundheit des Vogels ist es z.B. notwendig die Flugmuskulatur zu trainieren,……Vögel, die dies nicht können, haben oft ein anfälligeres Immunsystem.

Kommt nun ein Jungvogel in einen Haushalt, so ist er , wie in der Natur in der “Erziehungsphase” seines Lebens. Hier wird der Grundstock für sein Vogelleben gelegt. In dieser Zeit ist es einfacher einige Grundregeln im Zusammenleben zu erlernen, die für das ganze Leben wichtig sind.
Jungvögel, die z.B. in ihrer Jungend nicht für sich zuverlässig gelernt haben , dass jemand für sie da ist, werden leicht zu Schreiern…….. Kontaktrufe der Tiere sollte auf jeden Fall bes. in der ersten Zeit berücksichtigt werden.
Der Halter sollte sich klar machen, was für ihn und das Zusammenleben mit dem Vogel und auch für den Vogel wichtig ist.

Meist kommt es hierbei zu diesen Ergebnissen:
man will einen zahmen händelbaren Vogel
für z.B. Tierarztbesuche sollte er ebenfalls händelbar sein
Der Vogel benötigt einen Sozialpartner, Platz, Bewegungsfreiheit,…( s.o.)
Familienleben sollte sich mit dem Vogel gestalten lassen, keine Angst vor dem Tier sollte sich breit machen
…..

Um dies zu erreichen gibt es viele Methoden:
 Erziehung durch Belohnung ( Clickertraining, geht aber auch anders, z.B. der Vogel lernt auf ein Zeichen in den Käfig zu fliegen und bekommt dafür immer eine Belohnung.)
 Erziehung durch Wiederholung und Konsequenz. Er lernt, wenn das und das ist, dann folgt das und das…….Hier kann auch die Belohnung eingesetzt werden.
 Erziehung durch Bestrafung wie z.B. Futterentzug. = ist immer abzulehnen.
  Erziehung durch andere “Sozialpartner”, z.B. Vögel die auch im Haushalt leben.

 …….

Wie kann ich einem Vogel zeigen, dass er etwas gut gemacht hat?
Lob, verbal oder mit Belohnung unterstützt, Streicheleinheiten, wenn der Vogel das mag. Man sollte sich hier immer auf den Vogel einstellen und das passende auswählen.

Wie kann ich einem Vogel zeigen, das etwas nicht geht?
Verbal zeige ich ihm das z.B. durch ein “festes” NEIN. Ein anderer Weg wäre z.B., ihn in sein Revier zurück setzen, da es im gemeinsamen so nicht geht. Oft ist diese Massnahme auch für das Tier hilfreich, weil es wieder zur Ruhe kommen kann. Man sollte aber nicht damit die Sache auf sich beruhen lassen, sondern das Tier nach einige Zeit wieder in das “gemeinsame Revier” holen. Und so zeigen, dass die “Beziehung” nicht gestört ist.
Gerade die letzte Variante ist bei Vögeln, die schon durch z.B. Angriffe auffällig geworden sind, eingesetzt worden und sehr hilfreich gewesen.

Auf die anfangs gestellte Frage: Ist Erziehung wichtig? Möchten wir ganz klar mit JA antworten.
Wichtig für den Halter , das Tier und alle die damit betroffen sind.
Denn
ist der Halter mit dem Vogel glücklich, wirkt sich das positiv auf das Tier aus, fühlt sich der Vogel wohl und verstanden, wirkt sich das positiv auf den Halter aus. So kann eine gelungene Zeit miteinander verbracht werden.
Hat einer von beiden Seiten Angst ist dies nicht mehr sicher gestellt.
Nicht zuletzt hat jeder, der sich Tiere ins Haus holt eine Verantwortung übernommen, dieser muss er gerecht werden und das gilt bes. bei den langlebigen Papageien auch über Jahre hinaus…..